Macallan 12 Jahre (Vintage ca. 1978 – 1980)
★★★☆☆
Vor ziemlich genau 48 Stunden habe ich mir diesen Macallan-Racker bei Dirk Rosenboom abgefüllt, dem ich im Gegenzug einen GlenDronach 1978 eingeschenkt hatte. Ein fairer Tausch unter Whiskyfreunden, würde ich sagen.
Nun landet der Kollege im Glas: ein Macallan, sehr wahrscheinlich noch in Paxarette-behandelten Sherryfässern gereift. Ein Stil, der heute nicht mehr praktiziert wird, aber eine ganze Ära definiert hat.
Aber kommen wir zu den harten Fakten: Macallan 12 Jahre, 43 % Vol., Sherryfass, und abgefüllt irgendwo rund um die 80er Jahre. Eine Zeit, in der Macallan noch ganz anders schmeckte – dunkler, dichter, kompromissloser. Und genau so präsentiert er sich im Glas. Erst knackt’s – dann knallt’s.
Optik
Mahagoni und schier endlos lang bewegende Fenster am Glasrand.
Nase
Zu Beginn wirkt er fast überraschend frisch – ein kühler Luftzug über einer warmen Melange aus reifen Früchten. Doch nach fünf bis zehn Minuten fängt der Dram an, rotzig und angenehm dreckig zu werden. Voluminös, rund, fast körperlich. Er strahlt regelrecht Wärme aus.
Dann kommen sie:
dunkle, überreife Pfirsiche, dunkle Schokolade, ein Hauch von nassem Holz nach einem warmen Sommerschauer.
Nach etwa 15 Minuten kippt das Aromenspektrum verspielt in Richtung kräftiger Süße – Zimt, reife Orangen, ein Anflug von Walnuss.
Und das Faszinierende: Nach rund 30 Minuten öffnet er sich noch einmal stärker. Die Schokolade vertieft sich, die Nussigkeit wird intensiver, fast schon ölig.
Geschmack
Im Mund zeigt er sich butterweich. Die Süße entfaltet sich zügig, fast schmelzend, und das Mundgefühl ist – trotz seines Alters und der vergleichsweise niedrigen Alkoholstärke (43% Vol.) – bemerkenswert voll.
Interessant ist die Differenz zwischen Nase und Gaumen: Während er olfaktorisch voluminöser wirkt, zeigt er sich auf der Zunge etwas schlanker. Eine leichte Säure schleicht sich ein, erinnert an Balsamico, aber elegant integriert. Dazu milde Gewürze, ein Hauch Zimt, und wieder die dunkle Schokolade.
Finish
Mittel-lang, mit angenehmer Steigerung.
Die Süße bleibt, Walnüsse drängen sich wieder nach vorne. Dann setzen die Tannine ein, entwickeln sich langsam und verleihen dem Finish einen klaren Eichenakzent.

Fazit
Obwohl dieser Macallan zu Beginn im Gaumen etwas wässrig daher kam, überzeugt er mich doch mit tollem Mundgefühl und einer Entwicklung, die zeigt, wie lebendig ein 12-Jähriger Macallan sein kann, wenn er aus der richtigen Ära stammt. Die Kombination aus Schokolade, Bitternoten, Sherrysüße und feiner Würze hat mir gefallen.
Würde ich mir den Whisky nochmals kaufen? Aufgrund des aktuell aufgerufenen Preises und der damit entsprechend doch erhöhten Erwartungshaltung eher nicht, nein.
Weitere Infos
In diesem Beitrag kam kein Whisky mittels Kola zu Schaden. 😅


