St. Kilian – Seelmann Collection Vol. 15 & 22

★★★☆☆


Heute verkoste ich zwei deutsche Whiskys aus der Seelmann Collection, welche mir freundlicherweise von Dirk von WABWhiskyAuktionBerlin.de mit Abstimmung von Herrn Seelmann zur Verfügung gestellt wurde (ein Detail, das ich aus Gründen der Transparenz erwähnen möchte).

WAB verschickt die verkauften Flaschen stets in maßgefertigten Spezialverpackungen. Sogar die Samples wurden in diesen Verpackungen geliefert, was mich gleichermaßen überrascht und begeistert hat. 😁

St. Kilian ist eine von wenigen Destillerien, die meiner Meinung nach hin und wieder interessante deutsche Whiskys präsentieren. Das ist in Deutschland eher selten.

Die Seelmann Collection wird von Alfred Seelmann ausgewählt und herausgegeben. Die 15. Collection wurde am 07.02.2018 destilliert. Sie stammt aus einem American White Oak mit der Fassnummer 2048, welches als Ex-Oloroso-Sherry verwendet wurde, und konnte am 15.06.2021 abgefüllt werden. Der Whisky wurde mit 57.3% Vol. in Fassstärke abgefüllt worden. Für den Inhalt wurde die Rezeptur der Mashbill 9 verwendet. Nach einem Telefonat mit Katrin Werner von St. Kilian vor Ort konnte ich in Erfahrung bringen, dass dies die Standard Mashbill für alle peated-varianten der 30L Fässer ist. Hierbei kommt das Standard Peated Malt zum Einsatz, welches direkt aus Schottland geliefert wird. Es hat einen Rauchgehalt von 54ppm. Für Spezialabfüllungen gibt es jedoch auch ein Malz mit 91ppm – was bei diesen Abfüllungen jedoch keine Anwendung findet. Für die nicht-rauchigen 30L-Fässer kommt die Mashbill 2, dem Unpeated Pilsner Malz, zum Einsatz.

Die 22. Collection hingegen wurde am 29.11.2017 destilliert und in ein Virgin Oak aus European Oak gefüllt. Beide Malts kamen ursprünglich mit 63.6% Vol. ins Fass. Diese Collection hatte zum Abfülldatum des 17.08.2021 noch 58.7% Vol. aus dem Fass Nummer 1723. Für das Destillat wurde ebenfalls die Rezeptur der Mashbill 9 verwendet. Beide hatten einen Ausgabepreis von 60€.

Seelmann Collection Vol. 15

Optik

Helles, strohiges Gelb.

Nase

Das Bouquet offenbart sofort die klassische St. Kilian-Nase, gepaart mit deutlichem Torf. Der Torf wirkt in dieser Kombination spannend und komplex. Dunkle Johannisbeere und am Ende eine staubige Note runden das Aroma ab.

Geschmack

Der erste Schluck vermittelt unmittelbar den charakteristischen Geschmack der St. Kilian Destillerie. Manchmal mag ich ihn nicht besonders, aber heute (beim allerersten Schluck) finde ich ihn ganz in Ordnung. Doch der Reihe nach:

Vollmundiger Körper, starker Antritt, viel Rauch im Gaumen. Der Rauch ähnelt einem frischen Feuer, das langsam erlischt und dabei leichte aber intensive Rauchschwaden hinterlässt. Den Rauch würde ich am ehesten mit dem von brennenden Dachlatten assoziieren. 🔥

Interessanterweise legt der Whisky im Verlauf noch einmal deutlich zu! Der Charakter der St. Kilian Destillerie harmoniert wunderbar mit den schokoladigen und rauchigen Noten, steht dennoch noch im Vordergrund. Das Aroma und das Mundgefühl sind rund, und es sind durchaus Ecken und Kanten zu spüren, was jedoch bei 57.3% Vol. nicht brandig wirkt. Das finde ich bei dieser Alkoholstärke bemerkenswert.

Die Oloroso-Noten allerdings suche ich hier vergebens. Für mich wirkt es eher wie ein Ex-Bourbon-Fass.

Finish

Schokoladiger Ausklang, mittellang, stark rauchig. Was mir im Geschmack an Oloroso fehlte, finde ich teilweise durch eine Nussigkeit im Finish. Das gefällt mir sehr gut.

Fazit

Würde ich mir diesen Whisky kaufen? Nein, da mir der charakteristische Geschmack von St. Kilian oft nicht so gut gefällt und bei diesem für mich zu sehr durch kommt. Aber dieser Whisky ist gut gemacht. Vor allem haben mich die Rundheit und der gut eingebundene Alkohol positiv überrascht.

Seelmann Collection Vol. 22

Optik

Dunkleres, von Gold ins Bernstein übergehendes Gelb.

Nase

Auch hier wirkt das torfige Bouquet komplex und interessant. Im Vergleich zum Ex-European Oak jedoch leichter, beinahe blumig und deutlich zitruslastig.

Mit der Zeit entwickelt er dunklere Fruchtnoten wie Datteln. Dazu kommen Vanillezucker und schwarzer Pfeffer.

Geschmack

Trotz seiner 58,7% Vol. spüre ich hier keinen Alkohol – also ebenfalls gut eingebunden! Der Malt ist runder, etwas weniger rauchig im Gaumen als der Vol. 15, und es ist eher Holz aus dem Wald, das hier brennt. Ich nehme Noten von Kirsche, Espresso und Erde wahr. Bei diesem Kumpanen ist der Charakter der St. Kilian Destillerie noch mehr in den Hintergrund gerückt, was ich sehr gelungen finde. Er hat auch markante Ecken und Kanten, was gut passt.

Finish

Runder und längerer Abgang, Eichenholz, Schokolade und Vanillezucker. Deutliche Rauchnoten sind ebenfalls vorhanden, jedoch etwas abgerundeter.

Fazit

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass die Etiketten vertauscht wurden. Der Ex-Oloroso hat für mich typische ex-bouron Noten in der Nase. Jedoch habe ich bei Dirk nochmals explizit nachgefragt und mir wurde bestätigt, dass sie korrekt etikettiert sind.

Würde ich mir diesen Whisky kaufen? Ja, tatsächlich würde ich das. Mir gefällt, wie gut der Alkohol eingebunden ist und wie die Holz- sowie Schokoladen-Aromen hervorragend mit dem Rauch verbunden sind. Auch das Finish ist lang mit einer tollen Torfnote.

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